Drischath Zion, oder Zions
Herstellung
in hebräischer Sprache
von
Hirsch Kalischer.
Uebersetzt in's Deutsche von Dr.
Poper, Rabbiner in Berlin 1905, II. Auflage (Erschienen 1861)
Auszüge, S. 21-24, 27, 82-85, 97-100
(…)
Ohne seinem civilen Patriotismus
irgendwie Eintrag zu thun, darf und soll dem Israeliten sein Land, das von
je her von allen Völkern das heilige Land genannt wurde, ein Gegenstand
seiner Pietät sein und bleiben. Dieses sein heiliges Land verödet und wüste
wissen, muß des Israeliten Herz mit Schauer erfüllen, alle Freuden ihm
trüben, tiefen Schmerz in seine Seele gießen. Für die Belebung dieses seines
heiligen Landes aber, für dessen Anbau und Befruchtung und für die
Cultivirung der Fluren desselben, welche wiederum von dem stets darauf
weilenden Segen des göttlichen Blickes zeugen könnten, alle möglichen Mittel
anzuwenden, die theuersten Opfer nicht zu scheuen, ist eine That, welche das
Bewußtsein des Israeliten, als eines solchen, bekundet. Für den von Gottes
Segen außerordentlich begünstigten Israeliten aber dürfte es wohl auch als
ein allen edlen und einsichtsvollen Menschen wohlgefälliges Monument des
tiefsten Dankes für die außerordentliche Güte und Gnade Gottes erscheinen,
wenn er neben all' den Ergötzlichkeiten, die er aus dem Gebiete der Natur
und der verschiedenen Künste in den Kreis seines Besitzes gebracht, in dem
heiligen Lande eine herrliche Villa sich ankaufte, durch deren Besitz er das
palästinensische Ehrenbürgerrecht sich erwürbe; der Ertrag der zur Villa
gehörigen Äcker und Weinberge würde seinen Glaubensgenossen, welche die
Bearbeitung und Cultivirung derselben mit Fleiß betrieben, reichen
Lebensunterhalt gewähren. In solcher Acquisition liegt gleichzeitig neben
der Würde des Ehrenbürgerthums, das Könige und Fürsten wie den Adel
hochschätzen, auch die Adoption des himmlischen Ehrenbürgerthums, der ewigen
Seligkeit, wie dies von Ibn Esrah richtig angedeutet wird. So lasset uns,
geehrte Glaubensgenossen, den Namen unseres heiligen Landes wieder rühmlich
und herrlich zu machen, der uns von Gott zugesicherten Erlösung Bahn zu
brechen suchen, damit das Licht der Wahrheit allmälig über uns aufgehen
möge!
דרישת ציון
Zions traurige Lage erfüllte mich seit
meiner frühesten Jugend mit Traurigkeit und tiefstem, mein ganzes Wesen
ergreifenden Jammer. Der Leiden Kelch, den das Volk meines Glaubens geleert,
ihn füllten überströmend die heißen Zähren, welche meinen weinenden Augen
entrollten. Wessen Herz von inniger Gottesliebe erglüht und vom Gefühle der
Verehrung für die Stätte, wo ehemals die Majestät des einzig wahren Gottes
thronte, durchdrungen ist, wie könnte der wohl ungerührt bleiben, wenn er
sich die Zerstörung und Verödung jener Gott geweiheten Stätte vor seine
Seele führt! Wahrlich, die Erinnerung an jene dem steten Gottesdienst
geweihete Stätte muß Dich, mein Glaubensgenosse, wenn Du ein frommer und
wahrer Israelit bist, unaufhörlich heiße Thränen weinen lassen, denn dahin
ist aus Israelis Mitte jene alte Heiligkeit, verstummt der begeisterte Mund
der Propheten, erloschen das licht der göttlichen Offenbarung und
geschwunden der Geist der ungetrübten Wahrheit, so daß wir, seitdem Zions
Elend begonnen, nur mit Irrthümern und dem Geiste der Finsternis zu kämpfen
haben.
Aber wie? Jener heilige Ort, sollte er
für alle Zeiten der Verwüstung preisgegeben bleiben? Das Auge der Welt,
sollte es für immer dem Eindringen der welterleuchtenden Lichter
verschlossen bleiben? Der Glanz der verherrlichten Gotteswahrheit, der ewig
wahren Gotteslehre, sollte er da, wo er ehemals strahlte, nie mehr
aufglänzen können? Sollten zu Israels Glauben sich Bekennende für immer dem
materiellen Streben ergeben bleiben? Sollten sie kein höheres Ziel hienieden
kennen als das zeitliche, bis zum Grabe nur reichende Glück?
Nein! wahrlich nein! antworten wir nun
getrost auf jene Fragen. Neben den Israeliten, welche für Zions heiligen
Boden gleichgültig, nur auf ihr individuelles Wohlergehen, auf ihr
zeitliches Heil bedacht sind, giebt es wohl auch noch viele, denen
religiöses und Gott wohlgefälliges Leben als höchstes Lebensinteresse gilt.
Allein für Zions Herstellung, meinen sie, dürfe in dem Herzen eines wahrhaft
religiösen Israeliten auch nicht der zarteste Wunsch sich regen, indem ja
ein solchen dem durch die heilige Schrift bekundeten Gotteswillen
entgegenlaufe, welcher lautet: "Ich beschwöre Euch, Ihr Töchter Jerusalems,
meine Liebe nicht zu wecken, noch anzuregen, bis daß es ihr selbst gefällt."
– Es möge daher, sagen sie, die Sorge um Zions Aufrichtung der Gottheit
überlassen bleiben, nach deren Willen zur rechten Zeit, ganz unerwartet, die
Stunde der Erlösung für Zion durch die große Posaune angekündigt werden
würde. "Also mag sich Niemand Zions annehmen!"
Dieser Ansicht der sonst frommen und
religiös lebenden Israeliten müssen wir widersprechen, und zwar aus dem
Grund der aus dem Verse: "Zions nimmt sich Niemand an" von unseren Weisen
des Talmuds deducirten Pflicht, Zions sich doch annehmen zu müssen.
Diese Gleichgültigkeit für Zion zu
beseitigen, habe ich mir durch diese Schrift, welche viele Sprüche aus den
prophetischen Büchern, aus dem Talmud, dem Midraschim, aus Zifri (dessen
Verfasser Rabbi Simon ben Jochai war), dem heiligen Buche Sohar (von
demselben Verfasser), Ramban* und anderen Schriften talmudischer Autoritäten
älterer Zeiten enthält, welche bekunden, daß das Licht der Erlösung allmälig
heranbrechen werde, die Aufgabe gestellt, dahin zu wirken, daß ein jeder
Israelit es als eine religiöse Pflicht ansehe, für die Restitution Zions,
wie sie vom "Colonisations-Vereine Palästina's" angebahnt wird, eifrigst
sich zu interessiren. Möge Gott die frommen, gebildeten und einflußreichen
Israeliten unserer Zeit erleuchten, daß sie sich mit aller Energie an der
Verwirklichung der bereits ausgesprochenen Tendenz des Vereins betheiligen
möchten! Ja, die Zeit und Umstände begünstigen unser heiliges Streben. Es
giebt, Dank dem Höchsten! jetzt eine nicht unbedeutende Zahl reich
begüterter Israeliten; auch haben wir unter unsern Glaubensgenossen sehr
viele, die sich, als kluge, geschickte, höchst befähigte, der Förderung des
allgemeinen staatlichen Heils nützliche Personen, der Fürsten Gunst zu
erfreuen haben. Mögen diese an Ansehen und Einfluß hochgestellten Israeliten
durch diese Schrift angeregt werden, ihren Dank gegen Gott, der ihre
Verdienste um die Förderung der allgemeinen Interessen des Staates bei dem
Machthaber des Landes und den einzelnen, von ihm in die Verwaltung und
Leitung der verschiedenen Staats-Angelegenheiten eingesetzten Personen hohen
Ranges Anerkennung finden läßt, dadurch zu bekunden, daß sie gerührten
Herzens Zions denken, seiner warm und eifrigst sich annehmen wollen, bis daß
es sich wieder allmälig aus seinem Elende erhebe und zur Pracht neben andern
Ländern blühend emporwache.
(…)
Die Erlösung Israels, der wir harrend
entgegensehen, mögest Du, mein Israelit, Dir nicht in der Art vorstellen,
daß plötzlich die Stimme Gottes von der Himmelshöhe ertönen und den
Israeliten: "Wohlan! nach Jerusalem hinauf!" zurufen werde; auch nicht so,
daß plötzlich ein Messias von Gott auf die Erde gesandt, in die Posaune
stoßend, die überall Zerstreuten zusammenrufend, nach Jerusalem führen, das
unversehens von Mauern, nicht durch Menschenhände aufgeführt, umgeben sein
und einen Tempel, gleichsam durch ein Wunder, in sich bergen werde. Nein!
nicht so unvorbereitet und überraschend wird die Erlösung sich gestalten,
sondern langsam und allmälig, bis dann zuletzt alle die göttlichen
Verheißungen durch seine heiligen Propheten buchstäblich in Erfüllung gehen
werden.
(…)
Nun, meine geehrten Glaubensgenossen,
warum bleiben wir unthätig? Wie lange noch werden wir kein Mitleid fühlen
für Jerusalems elenden Zustand? Wann werden wir die Steine Jerusalems und
seinen Staub lieben? Wann wird in uns aufflammen das heilige Gefühl der
Sehnsucht nach dem Hause unseres himmlischen Vaters, und wann werden wir uns
bewußt werden der pflichtgemäßen Sorge für die Wiederbegründung unseres
heiligen Hauses? Wie lange noch wollen wir, die wir dem Erreichen jedes
materiellen Zieles eifrige Thätigkeit und Anstrengung zuwenden, unsere
Pietät für unser heiliges Gottesland nur durch frommen Wunsch und warme
Hoffnung bekunden? - Nein, so soll es nicht bleiben! Der Wunsch, den Du,
Israelit, für Deines heiligen Landes Herstellung hegst, muß von Dir so viel
nur möglich zur wirklichen That werden. Bringst Du aber diesen frommen
Wunsch nicht zur Verwirklichung, so sündigst Du, wie oben aus dem Buche
Kusari citirt worden, dadurch gegen Deinen Gott. Der Gedanke, der nicht zur
That wird, sei er noch so edel und gottgefällig, ist in Bezug auf diese
Welt, wo wir unsere wahre Bestimmung nur durch humanes und Gott
wohlgefälliges Handeln bethätigen können, nicht mehr als ein Schattenbild. -
Diejenigen, welche nur fromm wünschen und heilig wollen, ohne
das Ziel ihres Wunsches und Willens zu verwirklichen, gleichen Denen, von
welchen der Psalmist sang: "Nicht die Todten werden Dich, Herr, loben, noch
die hinunterfahren in die Stille (thatenlose Welt)."
Nur durch das Thun für die Gottessache
preisen wir unsern Gott. Nur dadurch loben wir ihn wahrhaft, wenn wir uns
auf den Fittigen unserer zu Gott sich erhebenden Seele tragen lassen nach
dem heiligen Gotteslande, dessen Erdreich anbauen, von dessen segensreichen
Früchten viele unserer dort sich ansiedelnden Glaubensgenossen nähren
würden, dadurch die jüdische Bevölkerung daselbst vermehren, und so immer
mehr das Ansehen und die Namenswürde des heiligen Landes verherrlichen.
Hiervon sagt auch der Prophet Jesajas: "Ich komme, spricht Gott, wenn sie
schon ihre Thaten und Gedanken für die Erhebung des heiligen Landes ans
Licht der Welt gebracht haben werden", d. h.: Wenn sie sich dorthin
zusammengezogen haben, die alten Ruinen aufgefunden und wieder erbauet, die
unwegsamen Wege Zions wieder angebahnt und dessen öde Gefilde zu prangenden
Fruchtgärten umgeschaffen sein werden, dann wird unser gnädiger Gott -
gepriesen sei sein Name für immer! - die Gnadenzeit für uns und alle Welt
anbrechen lassen.
Wenn aber die Frage gestellt werden
sollte: Warum ist in der langen Zeit seit der Zerstörung Jerusalems nichts
für dessen Wiederaufrichtung gethan worden? Warum haben unsere Vorfahren,
die doch uns jetzt lebenden Israeliten an Glaubenskraft und ächter
Anhänglichkeit an die religiösen Heiligthümer keineswegs nachstanden, an die
Erreichung dieses Zwecks, wie sie in dieser Schrift mit äußerstem Nachdruck
angeregt wird, nicht gedacht? - so erwidern wir hierauf mit kurzen Worten,
daß seit der Zerstörung Jerusalems die Zeit für ein solches Unternehmen noch
nicht günstig gewesen war; denn wie hätte wohl früher, wo der politische und
civile Druck auf Israel unsäglich schwer lastete, ein Israelit an ein so
kühnes Unternehmen sich wagen oder auch nur denken sollen! - Anders aber
verhält es sich in unserer Zeit. Dank unserm Gotte für seine Gnade, welche
uns das Wohlwollen und die edlen Herzen der regierenden Fürsten zugewendet
hält! Dank unserm himmlischen Vater für die bürgerliche Gleichstellung,
deren wir uns jetzt erfreuen! Dank unserm einzigen Gotte, dessen Vorsehung
allein die Geschicke der Menschen leitet, dafür, daß Israel jetzt viele
Männer aufzuweisen hat, welche bei Königen, Fürsten und den Angesehensten
der civilisirten Staaten in außerordentlicher Achtung stehen!
Unsere Zeit also ist geeignet und höchst
günstig für das von uns hier angeregte Unternehmen, das jetzt kein kühnes,
sondern ein leicht ausführbares sein dürfte, wenn ihm voran Energie und
hinterher Willensausdauer gehen würde. Darum wohlauf! ermannen wir uns, für
die Heiligthümer unserer göttlich geoffenbarten Religion, für unseres Gottes
Land thaten- und erfolgreich zu wirken durch Bildung eines Vereins für die
Colonisation Palästina's, der aus Mitgliedern bestehe, welche theils vermöge
des außerordentlichen göttlichen Segens, dessen sie theilhaftig sind,
Landgüter zum Besten ihrer armen Glaubensgenossen ankaufen, theils aber auch
nach dem Maaße des göttlichen Segens liberal und freiwillig ein Scherflein
der milden Spende zum gemeinschaftlichen Ankaufe eines Landgutes als
jährlichen Beitrag angeloben. Diese Landgüter würden dann von unsern
dortigen dürftigen Glaubensgenossen angebauet und durch ihren segensreichen
Ertrag genügende Subsistenzmittel allen Denen gewähren, die bis jetzt auf
Almosen angewiesen sind. In Folge dieser Verminderung der drückenden Armuth
wird sich auch die jüdische Bevölkerung des heiligen Landes durch
fortwährende Zuzüge aus allen Ländern allmälig bedeutend vermehren, der
gedeihliche Segen auf dem Boden der Kultur immer mehr zunehmen, das heilige
Land so allmälig zu seiner alten, ehemaligen Herrlichkeit sich wieder
erheben und die Strahlen der Sonne göttlicher Gnade und Gunst werden immer
segnender sichtbar werden.
(…)
Wir fassen zum Schluß unsere in diesem
Werke niedergelegten Ansichten und Beweise für die dringende Nothwendigkeit
der Colonisirung Palästina's in folgenden Hauptpunkten zusammen.
Erstens
spricht dafür das Prinzip der Nationalität. Wir sehen, wie die Völker alle
für ihre nationale Sache eintreten, wie sie mit der größten Opferfreudigkeit
ihr Gut und Blut einsetzen für die Erhaltung oder Wiedererlangung ihrer
Nationalität, und wir Juden sollten die Hände in den Schooß legen und nichts
thun, um unser nationales Besitzthum, das heiligste Erbgut unserer Väter
wiederzuerlangen? Wir sollten thatenlos bleiben, wenn man uns auf Palästina,
als auf unser eigentliches Vaterland verweist? Das hieße unsere
Nationalität, auf die wir stolz zu sein ein Recht haben, ganz und gar
verläugnen.
Es ist zweitens eine heilige
Pflicht der Wohlthätigkeit, unseren in Palästina wohnenden und dahin
wallenden frommen Brüder hülfreich beizustehen; aber bloße Almosen und
Spenden genügen nicht und machen jene zu Bettlern; wir müssen ihnen vielmehr
die Mittel an die Hand geben, wie sie durch eigenen Fleiß und selbstthätige
Arbeit sich ihren Broderwerb verschaffen können. Dies geschieht am
praktischsten durch die beabsichtigte Colonisirung Palästina's; sie wird das
beste Mittel sein, der zunehmenden Armuth und dem wachsenden Elend daselbst
zu steuern.
ולהיות נהנין מיגיע כפם.
Es spricht drittens für die
Verwirklichung dieses Planes die dadurch ermöglichte Erfüllung so vieler
Gebote unserer heiligen Thora, die an den Boden Palästina's geknüpft sind,
und zu welcher ein jeder Israelit verpflichtet ist. Denn der bloße Gedanke
ohne Ausübung reicht bei weitem nicht hin und bietet keinen genügenden
Ersatz. (...) Wer nun seinen Theil beiträgt zur Verwirklichung dieses
großartigen Planen der hat auch an der Erfüllung jener Gebote seinen Antheil
erworben.
Durch die Erreichung dieses Zieles
bringen wir viertens auch die göttliche Erlösung um einen großen
Schritt näher, denn wir erfüllen dadurch die Vorbedingung zu unserer
einstigen Erlösung.
Da sich gegen die Rialisierung dieses
Plans auch mancherlei Bedenken erhoben, so wollen wir dieselben nicht
verschweigen, sondern hier der Reihe nach anführen und mit Gründen
widerlegen.
1) Der hochgelehrte Herr Rabbiner Dr.
Hildesheimer zu Eisenstadt hat in einem Schreiben an mich den Einwand
erhoben, daß wie sehr er auch dem ganzen Unternehmen geneigt sei, er doch
die Besorgniß hege, es könnte bei den Landbebauern die Entweihung des
Sabbaths auch einreißen. So das sich auch der hochwürdige Rabbiner Herr Dr.
Hirsch geäußert, daß er gerne an der Spitze des Unternehmens stehen
würde, wenn nicht die Besorgniß vorhanden wäre, daß dadurch der Sabbath u.
dgl. entweiht würde.
2) Ein anderer Einwand richtet sich
darauf, das die dortigen Bewohner sich nicht mit Fleiß der Arbeit hingeben
würden und der Zweck hierdurch unerreicht bleibe.
3) Am meisten aber betont man die
Unsicherheit des Besitzes in Palästina; die arabischen Horden würden der
jüdischen Landbevölkerung die Ernte rauben.
Doch alle diese Einwände sind leicht
widerlegt.
ad. 1) Was die Entweihung des Sabbaths
betrifft, so müssen Aufseher angestellt werden, die streng darüber wachen,
daß nicht nur die Gesetze des Sabbath, sondern alle mit dem Landbau in
Palästina im Zusammenhang stehenden Gebote auf's Genaueste beobachtet
werden; und daß jede Uebertretung mit Entziehung des zuertheilten
Besitzthums bestraft werden müsse. Herr Hausdorf in Palästina hat mir
Rabbiner namhaft gemacht, die es sich gern zur heiligen Aufgabe machen
würden, das Amt solcher Aufseher zu übernehmen, und das Volk über Alles zu
belehren, was nach dem jüd. Gesetz beim Landbau zu beobachten sei.
ad 2) Die Unthätigkeit des Palästinenser
wird auch zu sehr übertrieben; ich habe im Gegentheil viele Briefe aus
Palästina erhalten, aus denen hervorgeht, daß die jüdischen Arbeiter nichts
sehnlicher wünschen als arbeiten zu können, und sei es auch für noch so
geringen Lohn. Die kürzlich aus Marokko dahin ausgewanderten Juden, von
denen die Zeitschriften berichten, sind sogar nur an Ackerbau gewöhnt, und
würden gern zur Linderung ihrer elenden Lage den Pflug in die Hand nehmen.
ad 3) Die räuberischen Einfälle der
Araber können schon aus dem Grunde nicht vorkommen, da bekanntliche der
gegenwärtge Pascha sehr gerechtigkeitslibend ist, und jeden Raub oder
Diebstahl, der an seinen Unterthanen verübt wird, streng bestraft.
Thuen wir also, theure Glaubensgenossen,
vor Allem unsere Pflicht, machen wir nur den Anfang; der Ewige, dessen
allgnädiges Auge ganz besonders auf Palästina gerichtet ist, wie es in der
heiligen Schrift ausdrücklich heißt: "Ein Land, auf welches beständig das
Auge Gottes gerichtet ist. vom Anfang des Jahres bis zum Ende." wird in
seiner Allgüte uns schon beistehen und die Sache zu einem glücklichen Ende
führen. Von Palästina aus wird er dann seinen Segen und seinen Frieden
entbieten auf die ganze Welt bis in Ewigkeit. Sela!
כי
משם יצוה ה' את הברכה חיים עד עולם (תהילים קלג)
סלה!
* Ramban, zusammengezogener Name aus Rabbi Moses ben
Nachman, lebte in Girona 4970 a.m. Sein Kommentar zu den 5 Büchern Moses ist
rühmlich bekannt. Auch S. Milchamoth, talmudische Disputationen, und noch
andere treffliche Werke sind von ihm bekannt.
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10-05-07 |