Vladimir Seew Jabotinsky (1880-1940)
Vladimir
Jabotinsky wurde 1880 in Odessa geboren. Als Sohn einer bürgerlichen Familie
ging er in russische Schulen. Er erhielt Hebräisch Unterricht vor seiner Bar
Mitzwah, hatte jedoch keine Verbindung zum Judentum und jüdischer Religion.
Er studierte in Bern und Rom Rechtswissenschaften und schrieb als
Auslandskorrespondent für zwei Tageszeitungen in Odessa, teilweise unter
seinem Pseudonym "Altalena".
Nach seiner Rückkehr nach Odessa wurde er Redakteur der
"Odesskiya Novosti", seine täglichen Feuilletons wurden beliebt und bekannt.
1903 schloss er sich angesichts der drohenden Gefahr eines Pogroms in Odessa
der Organisation einer jüdischen Selbstverteidigungsgruppe an. Nach dem
Pogrom in Kishinew im selben Jahr vertiefte er sich in zionistische
Aktivitäten. Sein Zionismus sei auf pragmatischen Überlegungen basiert,
schrieb er später in seiner Autobiografie.
Jabotinsky wurde bald zum führenden zionistischen Redner und
Journalisten in Russland vor 1914. Er gilt allgemein als einer der
außerordentlichsten Redner der Moderne, der in Russisch, Hebräisch, Deutsch,
Englisch, Französisch und Jiddisch seine Zuhörer in den Bann zog.
Jabotinsky nahm 1903 am Sechsten Zionistenkongress teil, wo
er von Herzls Persönlichkeit fasziniert wurde. Der Einfluss des Kongresses
war so stark, dass er sich völlig mit Herzl und seinem Programm des
Politischen Zionismus identifizierte. Dennoch stimmte er gegen Herzls
Uganda-Projekt, da er Eretz Israel als das einzige Land sah, das eine Lösung
für die jüdische Heimatlosigkeit biete.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Jabotinsky als
Korrespondent der Moskauer Tageszeitung "Russkiya Vedomosti" nach Westeuropa
geschickt. Nach der Kriegserklärung des Osmanischen Reiches war Jabotinsky
davon überzeugt, dass die zionistische Bewegung ihre Neutralität aufgeben
sollte. Bei einem Zusammentreffen mit
Joseph Trumpeldor in Alexandria, propagierte er die Gründung einer
Jüdischen Legion, die sich den Briten anschließen sollte, um Eretz Israel
von der türkischen Herrschaft zu befreien. Er konnte zunächst jedoch nur
wenig Unterstützung dafür finden. Die britische Regierung stimmte erst 1917
der Formierung des "Ersten Jüdischen Regiments", das als Feldzeichen eine
Menorah trug, zu. Jabotinsky trat dem Regiment selbst als Leutnant bei und
überschritt mit seiner Kompanie den Jordan.
Nach dem Krieg drängte Jabotinsky darauf, die Legion in
Palästina als Garant gegen den Ausbruch arabischer Feindseligkeiten weiter
zu erhalten. Die Jüdische Legion wurde jedoch aufgelöst. Jabotinsky
organisierte daraufhin im Frühjahr in Jerusalem die
Haganah
und wurde, nachdem er sie zur Konfrontation gegen die arabischen Massen
während der Pessach Unruhen des Jahres führte, verhaftet. Jabotinsky wurde
zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, allerdings von Hochkommissar Herbert
Samuel begnadigt und nach nur drei Monaten aus dem Gefängnis von Akko
entlassen. Jabotinsky wurde daraufhin im Jischuw als Held gefeiert. Er
kehrte nach London zurück und wurde Mitglied des Vorstands des Keren haYesod
und später der Zionistischen Exekutive.
Als Mitglied der Zionistischen Exekutive teilte er die
Verantwortung für die Annahme des Churchill Weissbuches von 1922, das
Transjordanien von den Bedingungen der Balfour Deklaration ausnahm. Aus
Enttäuschung über die britische Politik verließ Jabotinsky 1923 schließlich
die Exekutive.
Auf zahllosen Vorträgen und durch seine Zeitungsbeiträge
beeinflusste Jabotinsky vor allem maßgeblich viele Jugendliche. Er
propagierte die Wiederherstellung der jüdischen Legion und forderte eine
Rückkehr zu Herzls Konzept des Judenstaates. 1923 wurde in Riga die
Jugendbewegung "Betar"
gegründet, die sich an diesen Zielen orientierte.
1925 wurde in Paris die Weltunion der Zionistischen
Revisionisten gegründet. Jabotinskys konnte mit seiner neuen Organisation
auf dem Kongress von 1927 neun Mandate erringen. Die Revisionisten unter
Jabotinskys Führung gingen mehr und mehr in Opposition zur Zionistischen
Organisation. Nach dem Weissbuch von 1930 spitzen sich die Differenzen zu,
Jabotinsky war überzeugt, dass die Briten den zionistischen Standpunkt
besser respektieren würden, wenn die Zionistische Organisation ihr Ziel, die
Etablierung eines jüdischen Staates in Palästina mit jüdischer Mehrheit und
beschützt durch eine jüdische Legion, schärfer vertreten würde. Auf dem 17.
Zionistenkongress in Basel 1931 legte Jabotinsky eine Resolution vor, die
diese Ziele definierte, vom Kongress jedoch abgelehnt wurde. Jabotinsky
zerriss daraufhin demonstrativ seine Mitgliedskarte und verließ den
Kongress.
Durch Vermittlung kam es zu einem Abkommen zwischen
Jabotinsky und David Ben Gurion, um die internen Konflikte beizulegen und
die Beziehungen zwischen der Gewerkschaft Histadrut und den
revisionistischen Arbeitern zu regeln. Das Abkommen wurde jedoch von der
Histadrut abgelehnt. 1935 stellte die Zionistische Organisation eine
Disziplinarklausel auf, die unabhängige politische Aktivitäten der
zionistischen Parteien unterbinden sollte. Dies führte endgültig zum Bruch
und Jabotinsky gründete in Wien die "Neue Zionistische Organisation".
Jabotinsky wurde von den Repräsentanten der insgesamt 713.000 Wählern zum
Präsidenten ernannt.
In den folgenden Jahren versuchte er durch eine
"Bündnispolitik" die Unterstützung europäischer Regierungen für die
Einwanderung von 1,5 Millionen osteuropäischer Juden zu erreichen.
Gleichzeitig setze er sich massiv für die "illegale" Einwanderung nach
Palästina ein. Während der arabischen Aufstände von 1936 bis 1939 trennte
sich Jabotinsky endgültig von der Idee einer jüdischen Einheit unter
britischem Kommando und organisierte bewaffneten Untergrundwiderstand. 1937
wurde er Oberkommandant des wesentlich radikaleren
Etzel (Irgun Zvai Leumi).
Im Februar 1940 fuhr Jabotinsky in die USA, um für eine
Jüdische Armee Unterstützung zu gewinnen. Er starb im August während eines
Besuchs eines Betar Sommercamps in der Nähe von New York an einem
Herzinfarkt.
Obwohl
er in seinem letzten Willen festgelegt hatte, dass seine sterblichen
Überreste nach Eretz Israel unter jüdischer Regierung gebracht werden
sollten, dauerte es noch bis 1964 bis Jabotinskys Sarg am Herzlberg in
Jerusalem beigesetzt wurde (Foto rechts). Ben Gurion hatte bis dahin dagegen
opponiert.
Jabotinsky gehört zu den einflussreichsten Persönlichkeiten
der zionistischen Bewegung. Er gilt als unbestrittene Inspirationsquelle vor
allem der Jugend durch seinen Vorsitz der Betar Jugendbewegung. Seine
zahllosen Vorträge, gehalten in russisch, deutsch, hebräisch, jiddisch,
englisch und französisch, zogen große Zuhörerschaften an und wurden oft als
Höhepunkt zionistischer Erfahrung beschrieben. Andererseits gibt es scharfe
Kritik an Jabtoinsky, seinen Methoden und Ansichten. Er wurde als Militarist
und sogar Faschist bezeichnet.
Jabotinsky war auch ein hervorragender Hebräist, der die
Wiederbelebung der hebräischen Sprache sehr ernst nahm. Sein literarisches
Werk besteht aus seiner Autobiographie, Liedern, Gedichten, Theaterstücken,
Kurzgeschichten und Novellen, darunter sein 1926 erschienenes Hauptwerk
"Samson der Nasiräer". Daneben übersetze er zahlreiche Werke in verschiedene
Sprachen
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10-05-07 |