Ahron David Gordon (1856–1922)
A.D.
Gordon, spiritueller Mentor der zionistischen Arbeiterbewegung, wurde 1856
in Trojanow, Russland geboren. Er erhielt sowohl eine klassisch jüdische
Ausbildung in Talmud, Tora und Hebräisch, wie auch eine säkulare Bildung.
Gordon erhielt eine Stelle in der Finanzverwaltung seines Verwandten Baron
Joseph Günzburg, ein berühmter Bankier und Philanthrop. Diese Stellung
behielt Gordon 23 Jahre, in denen er aktiv in Erziehungs- und Kulturarbeit
war. Nachdem das Dorf, in dem er arbeitete, 1903 verkauft wurde, entschloss
sich Gordon im Gegensatz zum Rest seiner Familie, nach Palästina
auszuwandern. Seine Frau und Tochter folgten ihm fünf Jahre später.
Gordon begann dort im Alter von 48 Jahren mit Landwirtschaft. Er arbeitete
in den Weinbergen und Orangenhainen von Petach Tikwa und Rischon leZion und
litt unter allen Leiden der Pioniere: Malaria, Hunger, Arbeitslosigkeit.
Seit 1909 veröffentlichte er zahlreiche Artikel, in denen er seine
Vorstellungen von Arbeit, Zionismus und jüdischem Schicksal darlegte. Gordon
war Delegierter am 11. Zionistenkongress von 1913 und bei der "haPoel
haZair" ("Der junge Arbeiter", sozialistische Partei) Konferenz in Prag von
1920. Dennoch war er nicht politisch aktiv. Für ihn lag die Erlösung des
jüdischen Volkes allein in den Anstrengungen jedes einzelnen, sich zu
verändern. Er war davon überzeugt, dass die jüdischen Arbeiter in Eretz
Israel ihren eignen Weg zu einer gerechten und produktiven Gesellschaft
finden müssten, und opponierte daher gegen Verbindungen zum internationalen
Sozialismus.
Gordons Weltsicht basiert auf der Überzeugung, dass Natur und Mensch eins
und die Menschen organische Teile des einheitlichen Kosmos seien. Den
Menschen sah Gordon in zwei unterschiedlichen Arten vom Kosmos geprägt,
einerseits durch sein Wissen von der Welt, andererseits durch seine
intuitive Erkenntnis. Die menschliche Seele sah Gordon verbunden mit einem
verborgenen Teil des Kosmos, in dem die Individualität der Menschen basiere.
Die Dichotomie zwischen dem Wissen und dem Leben sah Gordon in der Religion
gelöst. Die Religion war für ihn eine Möglichkeit, mit der der Mensch seine
Einheit mit der Natur wiederherstellen könne. Gott könne nicht mit dem
Verstand erfasst, sein Geheimnis aber durch ein mit dem Land verbundenes
Leben erfahren werden..
Obwohl er die Übel des Kapitalismus und der Industrialisierung aufzeigte,
distanzierte er sich von den Lehren Karl Marx' und des Sozialismus, sah er
den Marxismus doch als Reorganisation der sozialen Ordnung und nicht als
Erneuerung des menschlichen Geistes. Gordon lehnte auch den Kosmopolitismus
ab, er müsse durch einen sog. "Kosmo-Nationalismus" ersetz werden, da der
menschliche Geist tief in der Kultur, in den Traditionen und in der
Geschichte seines Volkes verwurzelt sei.
Die entscheidende Prüfung der Juden sah Gordon in ihrem Verhältnis zu den
Arabern. Das Verhalten den Arabern gegenüber müsse von Menschlichkeit
geprägt sein, so Gordon, auch wenn sich die Gegenseite nicht wünschenswert
verhalte. Mehr noch, ihre Feindlichkeit sei noch mehr Grund für "unsere
Menschlichkeit".
A.D. Gordon starb 1922 im Kibbutz Deganiah, wo er seine letzten Jahre
verbrachte. Er hatte bedeutenden Einfluss auf die jüdische Arbeiterbewegung,
sowohl durch seine Schriften wie auch sein persönliches Vorbild.
Grundlagen unserer künftigen
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10-05-07 |