Max Nordau (1849-1923)
Max
Nordau wurde 1849 als Simon Maximilian Südfeld in Pest, Ungarn geboren.
Seine Familie war orthodox, Nordau entfernte sich jedoch nach seinem 18.
Geburtstag zunehmend von der Religion, später wurde ihm sogar
Antireligiosität vorgeworfen. 1875 schloss er in Pest sein Medizinstudium ab
und ließ sich 1880 als praktischer Arzt in Paris nieder. Parallel dazu war
er seit seiner Jugend journalistisch tätig und schrieb früh für die
führenden Zeitungen Europas, darunter die Vossische Zeitung in Berlin und
die Neue Freie Presse in Wien.
Als Philosoph und Sozialkritiker wurde
er 1883 mit "Die Conventionellen Lügen der Kulturmenschheit" bekannt, worin
er Gesellschaft, Religion und aristokratisches und monarchisches System
kritisiert. Das Buch war sehr erfolgreich und wurde in 15 Sprachen
übersetzt. Dabei rief es jedoch scharfe Kontroversen hervor und wurde in
Österreich und Russland verboten. Zwei Jahre später erschien "Paradoxe der
Conventionellen Lügen" zu philosophischeren Themen wie Optimismus,
Leidenschaft, Vorurteile, die Macht der Liebe. Noch kontroverser wurde
Nordaus Buch "Entartung" aufgenommen, das 1892 erschien und die
Hauptströmungen und –figuren der europäischen Kunst und Literatur beißender
Kritik unterzog. Daneben publizierte Nordau zahlreiche Romane, Essays und
andere philosophische Arbeiten.
Trotz seiner Entfremdung von der
Religion war Nordau das jüdische "Problem" bewusst. Er nahm den
Antisemitismus seiner Umgebung deutlich wahr und erlebte gemeinsam mit
Theodor Herzl, den er 1892 kennenlernte, die Manifestation des
Antisemitismus im Zuge der Dreyfuss Affäre in Paris.
Herzl besprach seine Idee eines
Judenstaates im November 1895 mit Nordau, der so zu einem frühen und
begeisterten Mitstreiter wurde. Am ersten Zionistenkongress entwarf er das
Baseler Programm. Nordau war Vizepräsident des ersten bis sechsten
Zionistenkongresses, sowie Präsident des siebten bis zehnten Kongress. In
seinen berühmten Reden stellte er jeweils die Situation der Juden in der
Diaspora dar und legte dabei vor allem Wert auf die Notlage der Juden in
Osteuropa. 1911 warnte er davor, dass die politische Lage dazu führen
könnte, dass sechs Millionen Juden umkommen könnten. Er war davon überzeugt,
dass nur der politische Zionismus diese Tragödie verhindern könnte und
verteidigte Herzls politischen Zionismus daher vehement gegen den
Kulturzionismus Ahad haAms.
Nordau unterstützte aus Loyalität zu
Herzl dessen Uganda Vorschlag und prägte den Begriff des "Nachtasysls", um
den temporären Charakter dieser Lösung zu betonen. Persönlich war er jedoch
davon überzeugt, dass Uganda ein schwerer Fehler war.
Nordau lehnte es ab, Herzls Nachfolger
1904 nach dessen Tod zu werden, wie Herzl es vorgeschlagen hatte. Den Ersten
Weltkrieg verbrachte Nordau im neutralen Spanien und favorisierte Vladimir
Jabotinskys Idee einer jüdischen Legion. Nach einer Welle von Pogromen in
der Ukraine im Jahr 1919, setzte sich Nordau für einen schnellen Transfer
von 600.000 Juden nach Palästina ein, ein Vorschlag der von der
zionistischen Führung als unrealistisch zurückgewiesen wurde. 1921 zog sich
Nordau von der aktiven zionistischen Arbeit zurück.
Max Nordau starb 1923 in Paris, seine
sterblichen Überreste wurden 1926 nach Tel Aviv überführt, wo er auf dem
alten Friedhof begraben wurde (siehe Bild unten).
Kongressrede, Basel, 29.
August 1897
Muskeljudentum
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10-05-07 |